Kinder- und Jugendgesundheit: Alarmierende Daten

Sie bewegen sich zu wenig, essen zu viel Fett und Süßes, viel zu viele rauchen und trinken Alkohol im Übermaß: Österreichs Kinder und Jugendliche wachsen zu den kranken Erwachsenen von morgen heran. Werden dringende Vorsorgemaßnahmen weiterhin auf die lange Bank geschoben, so drohen neben viel Leid auch exorbitante Kosten für das Gesundheitssystem. Aktuellen Berechnungen zufolge könnten bereits 2030 Mehrkosten in Höhe von 1,6 Milliarden Euro pro Jahr anfallen, wenn nicht jetzt Vorkehrungen getroffen werden, um den Gesundheitszustand der Mädchen und Burschen in Österreich zu verbessern.
Dass Österreichs Kinder und Jugendliche im internationalen Vergleich besonders ungesund leben, brachten 2010 die OECD-Studie „Health at a glance 2009“ und die HBSC-Studie (Health-Behaviour in School-aged Children) ans Licht. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Gesundheit Mehr als 85 Prozent der Schüler geben an, zumindest über eine gute Gesundheit zu verfügen. Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit hat allerdings abgenommen. Zu den häufigsten Beschwerden gehören: Einschlafstörungen (17,2 Prozent), Kopfschmerzen (14,4 Prozent) und Gereiztheit bzw. schlechte Laune (14,2 Prozent).
Ernährung 57,6 Prozent der Schüler essen nicht täglich Obst oder Gemüse. Umgekehrt konsumieren 39 Prozent der Mädchen und Burschen täglich entweder Süßigkeiten, süße Limonaden oder beides.
Gewicht 19 Prozent der männlichen Teenager wiegen zu viel, das heißt, dass beinahe jeder Fünfte übergewichtig ist, ein Teil davon sogar krankhaft fettleibig. Unter den gleichaltrigen Mädchen haben neun Prozent Übergewicht. Nur 48,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, „ungefähr das richtige Gewicht“ zu haben. Etwa 40 Prozent der 15-jährigen Mädchen waren unzufrieden mit ihrem Körper. 22 Prozent machten eine Diät, obwohl nur jede Zehnte übergewichtig war.
Bewegung Nur jeder fünfte Schüler hält sich an die Empfehlung, täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv zu sein. Umgekehrt werden durchschnittlich fünf Stunden an Schultagen und sieben Stunden an schulfreien Tagen mit sitzendem Freizeitverhalten verbracht – etwa mit Fernsehen oder am Computer.
Rauchen Mit 13 ist der Raucheranteil noch minimal, mit 15 rauchen 20 Prozent, mit 17 Jahren etwa ein Drittel täglich. Die Ergebnisse im Detail: Unter den 15-Jährigen greifen 30 Prozent der Mädchen, das ist fast jedes Dritte, und 24 Prozent der Burschen, also fast jeder Vierte, mindestens 1/Woche zur Zigarette. Platz 1 in der OECD Studie!
Alkohol Jeder Vierte (bezogen auf alle Altersstufen) trinkt mindestens einmal in der Woche Alkohol. Bei den 17-Jährigen sind es sogar 60,4 Prozent. Mit 15 Jahren war schon jedes dritte Mädchen (36%) und fast jeder zweite (46%) zumindest zwei Mal betrunken.
Drogen Ein Fünftel (19,6 Prozent) der 15- und 17-Jährigen hat bereits zumindest einmal Cannabis konsumiert.
Sexualität Der Bericht zeigt, durchschnittlich jeder vierte 15-Jährige ist bereits sexuell aktiv.
Schikanen 34,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren in den zwölf Monaten vor der Befragung zumindest einmal in eine Rauferei verwickelt. 42,3 Prozent beteiligten sich in dieser Zeit am Schikanieren bzw. Mobbing von Mitschülerinnen und Mitschülern. 38,3 Prozent berichten, Opfer von Mobbing gewesen zu sein.

„Zu den wichtigsten gesundheitlichen Risikofaktoren zählen eine chronische Streitbeziehung der Eltern, Armut, eine Umgebung ohne sichere Bindungen, eine kleine Wohnfläche und Gewalterfahrung in der Kindheit“, fasst Dr. Klaus Vavrik Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit zusammen.
Links:
www.oecd.org
www.hbsc.org
www.kinderjugendgesundheit.at

Copyright Dr. Edgar Gubo

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