Fieber sollte nicht sofort gesenkt werden-begleitende Maßnahmen

„Mein Kind hat Fieber, was soll ich dagegen tun?“, ist eine häufige Frage in der homöopathischen Praxis. Viele besorgte Eltern glauben, Fieber sei eine Krankheit, gegen die es anzukämpfen gilt. Das stimmt jedoch nicht. Fieber tritt im Rahmen einer körperlichen Entzündungsreaktion auf und ist ein wichtiger Mechanismus, die Krankheit schneller zu bewältigen: Denn durch die erhöhte Körpertemperatur werden nicht nur sämtliche Stoffwechselprozesse, sondern auch die Immunabwehr beschleunigt und die Entzündung kann effektiver besiegt werden.
Die Fähigkeit von Organismen, fieberhafte Reaktionen im Rahmen einer Immunantwort zu bilden, ist etwa 600 Millionen Jahre alt und hat sich in der Evolution deshalb bewährt, weil Fieber das Ausheilen verschiedener Infektionen bzw. das Überleben deutlich verbessert hat.
Fieber hat noch einen anderen Vorteil, den man auf den ersten Blick nicht so leicht erkennt: Bei fieberhaften Infekten kommt es ja häufig zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit oder zu Kopf- und Gliederschmerzen. Diese Begleitsymptome sind für den Erkrankten zwar sehr unangenehm, haben aber ihren Sinn: Man fühlt sich nicht gut, geht ungern außer Haus, hat keine Lust auf Gesellschaft und hütet lieber das Bett. Dadurch steckt man Andere nicht so leicht an und erholt sich auch schneller!
Ab welcher Temperatur hat man nun Fieber? Von Fieber spricht man ab 38°C (gemessen im After) bzw. ab 37,5°C (gemessen in der Achselhöhle). Bei der Messung in der Achselhöhle muss man also 0,5°C zum Messergebnis addieren, um die Körperkerntemperatur zu erhalten. Ist die gemessene Temperatur niedriger, spricht man von „erhöhter“ oder „subfebriler“ Temperatur, nicht jedoch von Fieber. Gerade bei Kindern kann das Fieber schnell auf 40 oder 41°C steigen! Höheres Fieber als 41°C ist sehr selten, da der Körper das Fieber zu begrenzen weiß, bevor es gefährlich wird.
Wenn die Temperatur schnell auf 39 °C oder höher ansteigt, kann es zu einem Fieberkrampf kommen. Ein Fieberkrampf betrifft in unseren Breiten 2-5% aller Kinder und tritt eher bei viralen als bei bakteriellen Infekten auf. Er beginnt mit einem plötzlichen Bewusstseinsverlust, gefolgt von einem Zusammenziehen der gesamten Muskulatur. Nach 10–30 Sekunden folgen regelmäßige Zuckungen. Es gibt auch Anfälle, bei denen die Muskulatur ihre Spannung verliert und die Kinder vollkommen schlaff sind. Nach dem Anfall sind die Kinder müde und benommen. Man spricht von einem „unkomplizierten“ oder „einfachen“ Fieberkrampf, der harmlos ist und keinen Schaden im Gehirn des Kindes hervorruft.
Ein Fieberkrampf dauert meist nur wenige Minuten. Deshalb bleibt für Sie als besorgte Eltern in dieser Situation kaum Zeit, ein Medikament wie Stesolid (Diazepam) oder eine homöopathische Arznei zu geben. Lockern Sie die Kleidung des Kindes und legen sie es auf den Boden oder ins Bett, um Verletzungen zu verhindern. Kommt es zu Erbrechen, dann drehen Sie ihr Kind auf die Seite. Versuchen Sie nicht, die Zuckungen zu unterdrücken und geben Sie nichts in den Mund: Ein Zungenbiss ist harmloser als ein Zahnschaden!
Wie behandelt man also Fieber? Leider ist es eine häufige Praxis, Fieber sofort senken zu wollen, um einen möglichen Schaden abzuwenden. So gibt man schnell ein Medikament wie Mexalen®, Parkemed® und Nureflex® oder eine homöopathische Arznei wie Ferrum phosphoricum, Aconitum und Belladonna. Das ist jedoch nicht sinnvoll, da Fieber ja dem Kranken hilft, seine Entzündung schneller zu überwinden! Außerdem kann man den Krankheitsverlauf schlechter beurteilen, da die Krankheitssymptome verschleiert oder unterdrückt werden! Besser ist es, den Kranken zunächst fiebern zu lassen und bewährte Hausmittel (siehe Artikel „Begleitende Maßnahmen bei Fieber“) zu verwenden. Dann muss die Ursache des Fiebers geklärt und behandelt werden.
In der Homöopathie gibt ca. 250 verschiedene Arzneien, die sich bei Fieber bewährt haben. Wichtig ist es, bei der Wahl der Arznei die individuellen Krankheitssymptome zu berücksichtigen und nicht einfach nur gute bekannte Fiebermittel wie Ferrum phosphoricum, Aconitum und Belladonna zu verabreichen!
Behandelt man Fieber mit herkömmlichen Medikamenten, sollte man folgendes beachten: Kleinen Kindern sollte kein Aspirin® gegeben werden, da ein geringes Risiko besteht, am Reye-Syndrom zu erkranken. Das ist eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung mit Schädigung von Gehirn und Leber. Vorsicht ist auch bei Paracetamol® (Mexalen) geboten: Eine große Untersuchung in 31 Ländern mit mehr als 200.000 Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, die sog. „International Study of Asthma and Allergies in Childhood“, veröffentlicht im Fachjournal „The Lancet“ (2008 Sep 20;372(9643):1039-48.) kam zu dem Ergebnis, dass zwischen der Verabreichung von Paracetamol bei Fieber im ersten Lebensjahr und Asthma-Symptomen bei den sechs- und siebenjährigen Kindern ein Zusammenhang besteht: Nach Paracetamol-Einnahme erhöhte sich das Asthma-Risiko um bis zu 38 %!

Copyright Dr. Alexander Meisinger

Begleitende Maßnahmen bei Fieber

Wenn Kranke das Fieber nicht gut verkraften, so erschöpft sind, dass sie nicht mehr trinken können (v.a. Säuglinge), sehr unruhig sind oder Kopfschmerzen haben, dann kann man mit bewährten Hausmittel das Fieber etwas senken und den Kreislauf stärken.
Dazu will ich auf den Pulswickel näher eingehen, die schon bei Neugeborenen gemacht werden können und das Fieber sanfter als Wadenwickel senken.
Anzuwenden bei Müdigkeit und Kopfschmerzen im Fieberanstieg (im Gegensatz zu Wadenwickel, die nicht im Fieberanstieg gemacht werden sollen), zur Stärkung des Kreislaufs in allen Fieberphasen, zur Fiebersenkung, aber auch bei Kreislaufproblemen (da vor allem an Handgelenken) und kindlichen Kopfschmerzen unabhängig von Fieber.
Anleitung:
2 handgelenksbreite Streifen Leinen oder Seide, die 3x um die Hand- oder Fußgelenke gewickelt werden können
2 warme Socken oder Wolltücher oder Pulswärmer, etwas breiter als die Leinen oder Seidestreifen
10 ml Arnikatinktur oder einige Spritzer Zitrone oder Essig in
100 ml Wasser
Die Hälfte der Streifen tränken, 1½ mal ums Handgelenkwickeln, überschüssige Flüssigkeit ausdrücken, dann mit dem trockenen Rest weiterwickeln. Darüber die wärmende Wolle. Wickel 3x alle 10 Minuten erneuern, dann mehrstündige Pause einlegen
Die Temperatur des Wassers sollte der Körpertemperatur angepasst sein, bei frierenden Patienten oder kalten Händen und Füßen 35-40°C, bei heißen Patienten 20-31°C, bei Säugligen max. 5°C unter der Körpertemperatur.

Bitte beachten Sie, dass diese Anwendungen begleitende Maßnahmen sind, und dass bei zunehmenden oder starken Krankheitsbeschwerden die Ursache des Fiebers abgeklärt werden muss.
Tipps wie diese finden Sie auch in dem noch erhältlichem Buch: Wickel & Co, Bärenstarke Hausmittel für Kinder von Ursula Uhlemayr Urs-Verlag, und gelten genauso für Erwachsene.

Copyright Dr. Friderike Gubo

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